Roger Waters This Is Not A Drill - Tour 2022-2023

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    • KatzenHai schrieb:

      Oh, das ist rechtlich spannend: wie sehr darf man 2023 unterstellen, dass alle im Publikum die ganze Story von "The Wall" kennen, und damit den Kontext, in dem die Uniform getragen wird?
      Das ist nicht ganz ein-eindeutig im mathematischen Sinne, wie das auszugehen hat. Wenn es mehrheitlich nicht als persiflierende Gegendarstellung verstanden wird/würde, könnte die Anzeige eine Anklage nach sich ziehen, und ein Urteil.

      Warten wir es ab.
      Dein zweiter Satz bereitet mir Sorgen... wäre das wirklich denkbar?

      Waters und seine Anwälte werden doch die Möglichkeit haben, die Bedeutung des bösen, bösen Ledermantels und seiner Songs darzulegen. Diese Hintergründe sind doch hinlänglich (seit 1979!) bekannt. Gibt ja sogar Literatur hierzu (z. B. Cliff Jones).

      Die mehrheitliche Dummheit/Unwissenheit darf da doch keine Rolle spielen. Dann könnte man ja grundsätzlich Intentionen von allen Künstlern/Personen ins Gegenteil verkehren bzw. deren Aussagen eine verquere Bedeutung beimessen. Man bräuchte lediglich eine (möglicherweise gekaufte) Mehrheit. Pfui Spinne.

      Mittlerweile wird mir (nicht nur bei diesem Thema) immer klarer, dass Einstein ein wirklich schlaues Kerlchen war ("Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und...").

      Schade, dass Franz Beckenbauer als Kaiser zurückgetreten ist. Er hätte unser Land retten können...
    • Bin zwar juristischer Laie, aber die Begründung es könnte zu Missverständnissen führen, wenn der historische Kontext nicht bekannt ist, erscheint mir doch recht abenteuerlich.

      Mit der gleichen Argumentation sollten dann auch Filme wie Schindlers Liste, Inglourious Basterds oder Der Untergang, sämtliche Knopp Reportagen wie Hitlers Hunde und der gesamte ZDF Info Kanal verboten oder zumindest mit aufklärenden Erläuterungen versehen werden. Es wirkt auch reichlich überheblich dem Medienkonsumenten pauschal zu unterstellen, er könne den Kontext missverstehen oder verkehrt einordnen, und müsse generell vor seiner kompletten Unmündigkeit und Einfalt beschützt werden...
      Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente. (Mark Twain)
    • Ich habe es mit Kolleg:innen diskutiert — die sehen es auch so: als Best-Hit-Kompilation, zwischen Dogs und Money, schreit der Nazisprüche. Welcher zB 25jährige versteht das als gegenteilig gemeinte Persiflage? „Are there any queers in the theatre tonight? — Get‘em up against the wall!“
      Trump meint sowas wörtlich.

      Für Volksverhetzung reicht die realistische Möglichkeit der negativen Massenbeeinflussung — der Erfolg wird nicht geprüf.
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      The band is just fantastic, that is really what I think. Oh by the way, which one's Pink?

      Meer Schutz Durch Wissen. Sea Protection With Science.
      ElasmOcean
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    • Ich bin ja seit 1977 nun nicht Rogers dickster Kumpel. Aber wenn wir so agieren, können wir den Kunstladen ganz dicht machen. Die Möglichkeit, alles falsch zu verstehen, ist bei allen Gegebenheiten inharent. Die Möglichkeit, sich zu fraglichen Sachverhalten Hintergrundwissen anzueignen, ebenfalls. Ich wehre mich dagegen, Denkfaulheit und Ignoranz zu unterstützen. Darum schrub ich, das "The Wall" gar nicht so fehl im Lehrplan sei. Der Ruf nach dem (Scharf-) Richter ist mir daher zuwider.
    • KatzenHai schrieb:

      Ich habe es mit Kolleg:innen diskutiert — die sehen es auch so: als Best-Hit-Kompilation, zwischen Dogs und Money, schreit der Nazisprüche. Welcher zB 25jährige versteht das als gegenteilig gemeinte Persiflage?
      Die aktuelle Show macht auch ohne Wall-Bezug zweifelsfrei klar, wie die ganze Diktator-Sequenz einzuordnen ist. Am Ende von "Run Like Hell" wird EINDEUTIG dargestellt, wohin diese Gesinnung führt: Mehr Waffen, mehr Kriege, mehr Willkür... Dann endet der Song abrupt mit einer lauten Explosion und Roger singt daraufhin ganz intim in "Deja Vu" darüber, dass vor Gott alle Menschen gleich sein sollten. Auf der Leinwand stehen "Fuck Racism" und Forderungen nach "Equal Rights" etc.. Man muss sich auch mit 25 Jahren und ohne Floyd-Expertise schon sehr strecken, um daraus noch irgendeinen Interpretationsspielraum zu stricken.
    • Eben. Nur weil jemand doof ist oder doof tut, kann man nicht das Gesamtkonzept übersehen, in dem klar gegen Nazis, Diktatoren, Faschichisten, Homophobie, kriege, Kapitalismus, Machtmissbrauch u.s.w. angesagt wird.

      Kritische Künstler mundtot machen ist daoch genau das, was solche Regime schon ewig gemacht haben. Manche Künstler würden nicht nur mundtot gemacht. Schon im Mittelalter wurde der ei oder andere Narr geköpft, weil er den Herrschenden den Spiegel vorhält.
      Am Anfang war mein Wort!
    • KatzenHai schrieb:

      Ich habe es mit Kolleg:innen diskutiert — die sehen es auch so: als Best-Hit-Kompilation, zwischen Dogs und Money, schreit der Nazisprüche. Welcher zB 25jährige versteht das als gegenteilig gemeinte Persiflage?
      Möglich. Frage mich nur, ob man sich immer befassen muss. Ich bin mir sicher in der Welt der Kunst gibt es viele Dinge, die, wenn man es will, heutzutage wunderbar zerrupfen könnte und nach heutigen Maßständen anprangern können.
      Darf man bei Waters nicht auch den Faktor Publikum mit reinrechnen? Gerade der 25-Jährige hat doch gar keine Lust auf das blabla und die Symbolik. Das ist gute alte Rockmusik aus Opas LP-Sammlung, die man nochmal live hören darf. Wenn der Vorhang fällt, wird wohl keiner sich einer rechten Ecke anschließen. Und die Älteren? Den geht es doch ähnlich, verstehen die überhaupt die Texte? "Ah der Song mit den Schülern.....oh ein Song mit Disco-Beat, da klatsche ich mit". Ja, am Ende sind dann ja noch wir. Die Fans. Da muss ich ja wohl nichts zu schreiben.

      Es würde ich mich freuen, wenn die Staatsanwaltschaft mit so einem Elan bei einigen wirklich rechten Kräften mal so wühlen würde.
      Ich weiß, Populismus. Hab ich mir jetzt mal gegönnt.
    • KatzenHai schrieb:

      Ich habe es mit Kolleg:innen diskutiert — die sehen es auch so: als Best-Hit-Kompilation, zwischen Dogs und Money, schreit der Nazisprüche.
      Wie lange dauert so eine staatsanwaltschaftliche Ermittlung - der Beginn ist jetzt 9 Wochen her - eigentlich ungefähr?
      Der Staatsschutz der Polizei hatte zuvor seine Ermittlungen (fast 5 Monate Dauer) abgeschlossen. Alle Fakten / Beweise müssten doch vorliegen?

      Ich selbst halte die Annahme mit der "Volksverhetzung", basieren auf dem Argument der möglichen Ahnungslosigkeit von 25-Jährigen im Publikum, für sehr abenteuerlich... Warum?

      1. Roger Waters hat nach einem der wichtigsten geschichtlichen Ereignisse für Deutschand und ggf. auch weltweit, (dem Mauerfall) vor mehr als 300.000 Besuchern IN BERLIN und geschätzt damals etwa 1 Milliarde Menschen im TV The Wall aufgeführt und diese Show wurde weltweit (auch in Deutschland und auch in Berlin) gefeiert.

      2. Er hat die fraglichen Songs und entsprechende Aufführungen bei seinen Shows 1999, 2002, 2007, 2011, 2013, 2017 und nun auch 2023 weltweit in ähnlicher Weise (auch immer wieder in Berlin) in hunderten Konzerten präsentiert.

      3. Man kann schwerlich erst heute und nach so vielen Konzerten vor Ort (in BERLIN) plötzlich ein Problem konstruieren, wenn es dieses vorher nachweislich nicht gegeben hat. Wenn das trotzdem so wäre, ist es deutlich überzeugender von "politische Agenda mit Falschinformationen und bewusster Falschbeschuldigung" zu sprechen.

      4. Das Publikum von Roger Waters und Pink Floyd ist faktisch in der überwiegenden Mehrheit nicht "ahnungslos" und man kann ihm auch schwerlich überwiegende Unkenntnis zu 'The Wall' und dem Kontext des Albums unterstellen.

      5. Das Publikum besteht bei Waters ganz sicher nicht überwiegend aus ungebildeten Jugendlichen bis 25 Jahren. Man muss vielmehr davon ausgehen, dass der Alterschnitt des Publikums DEUTLICH darüber, ich schätze mal mit etwa 50 - 60 Jahren - liegen muss. Ist jedenfalls meine Erfahrung. Die jüngeren Zuschauer wurden meist sogar von den Eltern begleitet, die bei Fragen sicherlich problemlos "Aufklärungsarbeit" leisten konnten.

      6. Roger Waters ist kein drittklassiker, weitgehend unbekannter Musiker, dessen Schaffen - gerade bei seinen Konzertbesuchern - völlig unbekannt ist oder schnell missverständlich wäre.

      7. Ahnungslosigkeit beim einem der wohl kulturell bedeutendsten musikalischen Werke der Rockmusik des 20. Jahrunderts bei einem überwiegenden Fachpublikum als Möglichkeit zu unterstellen, entbehrt tatsächlich jeder faktischer Grundlage.

      8. Es gibt weltweit unzählige, frei zugängliche Informationen zu The Wall und dem Kontext der entsprechenden Songs - und zwar barrierefrei. Schon eine einfache Goggle-Suche wird zu einer Fülle von eindeutigen Erläuterungen und Erklärungen führen.

      9. Unzählige wissenschaftliche Arbeiten und sogar Dissertationen haben sich bereits mit dem Thema 'The Wall' intensiv beschäftigt. Es wird sehr schwer fallen auch nur eine Einzige zu finden, die bei diesem Thema oder bei den fraglichen Songs "Volksverhetzung" unterstellen oder die intendierte Möglichkeit realistisch einschätzen.

      10. Das Werk 'The Wall' inklusive der fraglichen Songs ist regelmäßig Bestandteil auch anderer kultureller Aufführungen weltweit und auch in Deutschland und Berlin (Tribute-Bands, Musicals, Oper etc.) und gehört auch bei kompletter sonstiger Ahnungslosigkeit inzwischen, wenn auch vielleicht nicht zur Allgemeinbildung, jedenfalls zum Kulturgut des 20. Jahrhunderts.

      Jeder der gegenteilig argumentiert würde deutlich überzeugender dem Argument "25-jähriger Ahnungsloser" gerecht.

      Fazit eines juristischen Laien: Albern! Lächerlich!

      Sollte das tatsächlich als "Volksverhetzung" durchgehen - und die oben beschriebenen Fakten tatsächlich bei der Bewertung überhaupt keine Rolle spielen - haben wir in diesem Land ein deutlich größeres Problem als die Konzerte von Roger Waters. Es lautet: Unfähige Justiz, die alle oben erwähnten Hintergründe komplett ignorieren und die Umstände trotzdem als "realistische Möglichkeit der negativen Massenbeeinflussung" anerkennen.

      Frage: Welche Seite würde denn der Anwalt freiwillig lieber betreuen - auch in Bezug auf einen erfolgreichen Ausgang des Verfahrens? Staatsanwalt oder Verteidiger?