Animals

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    • Ich habe - aus Anlass der zu erwartenden Remasters von 'Animals' - mal ein paar Pressestimmen zur ’Animals’-Toumee 1977 in Deutschland zusammengestellt - schon interessant, wie die Kritik damals auf die Konzerte reagierte:

      Übrigens: Noch nie verkaufte ein Veranstalter in Deutschland so schnell so viele Karten: Innerhalb von sechs Tagen waren alle 100.000 Stück weg. Und zum ersten Mal betrieb eine Konzertagentur Antiwerbung: „Es gibt keinerlei Erfolgschancen, an der Abendkasse noch ein Billett ergattern zu können, es gibt auch keine Chancen, dass Pink Floyd weitere Wiederholungskonzerte während dieser Tournee einlegen wird“, meinte ‘Mama-Concerts‘-Mitinhaber Marcel Avram in einem Interview des Südwestfunks.

      In dieser Euphorie, eine Supergruppe erleben zu können, strömten Fans und Presse zu einer Show, in deren Mittelpunkt ein aufblasbares Plastikschwein stand, beziehungsweise über den Köpfen der Zuschauer in ausverkauften Hallen schwebte. Doch trotz Jubel, Trubel, Heiterkeit gab es auch kritische Stimmen. Gespalten zwischen Legende und Wirklichkeit versuchten die Kritiker ein Phänomen zu erklären: Wie funktioniert Pink Floyd? Hier einige originale Pressestimmen:

      Ein Festival der Sinne
      „Rock-Prominenz von Udo Lindenberg bis Elton John die Elite der Münchner Schickeria und das Fußvolk der anonymen Anhänger feierten das Gastspiel von ‘King Floyd’ als gleichermaßen gesellschaftliches und musikalisches Saisonereignis.
      Und in der Tat bewies die Münchner Darbietung, dass Pink Floyd heute als einzige Gruppe der Welt ein noch immer lebendiges Monopol auf die Pop-Träume und Erwartungen der 60er Jahre verwalten.
      Zweieinhalb Stunden zwangen sie in ein Festspiel der Sinne. Die quadrophonische Anlage baute ein akustisches Feld, in dem dann eine Gruppenreise angetreten wurde, bei der sich Fantasien, Fiktionen und Realitäten zu einer Art pauschalen Sciene-fiction-Traum entfalteten. Auf einer kreisrunden Leinwand von zehn Metern Durchmesser zerbröckelten beispielsweise in Trickfilmprojektionen menschliche Gestalten, bildete sich aus Nebelschwaden ein Embryo, versanken fensterlose Wolkenkratzer in Blutmeeren. Natürlich stellt sich die Frage nach den Bewusstseinseffekten, die beim Publikum durch solch einen perfekten Zauber bewirkt werden. Es wäre verfehlt, sie in etwa gezielten gesellschaftskritischen Erkenntnissen suchen zu wollen. Pink Floyd aktivieren viel mehr Sphären der schöpferischen Fantasie, und diese Aktivierung hat keinen Platz für schnelllebige Phrasen, dafür aber um so mehr Raum für das Ereignis der Kommunikation. Sie bietet direkt Anregung statt Aufregung.“
      Hans Heinrich Formann
      (Süddeutsche Zeitung vom 01. Februar 1977)

      Verpackung besser als die Ware
      „Das eigentliche Motiv für diesen grandiosen Publikumszuspruch liefert vermutlich nicht die musikalische Ware, sondern deren Verpackung. Banal gesagt: Pink Floyd haben über all die Jahre nicht ihre Musik verbessert – sondern ihre Anlage. Dass ihr Verstärker- und Lautsprechersystem zu den besten der Welt gehört, ist seit langem Teil der Pink-Floyd-Legende: aber dass Technik eben doch nicht freimacht zu mehr musikalischer Souveränität, dass bei Pink Floyd technischer und musikalischer Standard wie eine Schere auseinanderklaffen, gehört zu den Erkenntnissen dieses Abends.“
      Michael Rüsenberg
      (Neue Ruhrzeitung vom 25. Januar 1977)

      Supershow mit Plastikschwein
      „Die Pink Floyd sind derzeit unterwegs, mit fünf Sattelschleppern und 100 Tonnen Marschgepäck: dass es ihnen noch gelingt, in solchem Rahmen Musik, akustische Effekte und optische Spektakel kreativ zu vereinen ist die größte Überraschung dieser Tournee.
      Nach manchen Wandlungen baut die Band heute ihren teilweise improvisierten Weltraumsound auf einfache schwergewichtige Akkorde und ohrwurmartige Melodieansätze. Solche Zutaten strecken sie dann zu monumentalen, endlosen, bemerkenswert ausgewogen und gelassen interpretierten Klangbildern. Dazu flimmern über eine kreisförmige Riesenleinwand technologische Zukunftsvisionen, schweben Lichtkanonen wie dickbäuchige Ufos über der Bühne, geistert – als platter, aber umjubelter Scherzartikel – ein elefantengroßes rosarotes Plastikschwein am Stahlseil durch die Halle. Hätte das gute Tier Schokoladenpudding aus seinem Hinterteil abgelassen, ja dann wäre die Show wirklich toll.“
      Hermann Harin
      (Westdeutsche Allgemeine vom 25. Januar 1977)

      Sog ins Weltall
      „Es pfeifen Winde wie am Nordpol, Blätter fallen, und ein Mensch zerbröckelt zu Staub. Aus wallendem Nebel braut sich ein Embryo zusammen, blutrote Wellen überschwappen fensterlose Wolkenkratzer, und ein riesiger Mistkäfer krabbelt auf das Publikum zu. Das sind die Leinwandprojektionen zu den utopisch klingenden Tönen von Pink Floyd. Sie erzeugen einen Sog, der wie ein Magnet ins Weltall zieht.
      Und das ist auch das Erfolgsgeheimnis dieser Gruppe. Sie erfüllt alle Fluchtsehnsüchte und gibt dem Publikum das Gefühl, für zwei Stunden in einem undefinierbaren Raum zu verschwinden – wie in einem zeitlosen Jenseits.
      Diese Illusion erreicht Pink Floyd mit unvergleichbarer Perfektion: Von Lichteffekten wie auf der Schattenseite des Mondes bis zum Echo wie aus einer vorsintflutlichen Höhle stimmt dieses akustische Theater in allen seinen Bestandteilen.“
      Thomas Veszelits
      (Abendzeitung vom 01. Februar 1977)

      Pink Floyd: Schwelgen in symphonischer Schönheit „‘Animals‘ heißt das neue Album von Pink Floyd. Dessen schmiegsamer, elektronischer Rock-Sound unterscheidet sich nicht viel von dem der vergangenen Alben. Und da liegt auch der Punkt, an dem bei vielen Freunden der Pink Floyd die Unzufriedenheit beginnt. Es stimmt, ihre Kompositionen sind noch immer klangvoll. Sind mächtig und strahlend. Schwelgen in symphonischer Schönheit. Doch ist es mit der Musik der Pink Floyd neuerdings wie mit einer Frau, deren Züge wunderschön sind, deren Gesicht aber leer bleibt; ästhetisch, doch seltsam reizlos.
      Pink Floyds brausendes Harmoniegetön bewirkt Entspannung, aber keine Spannung mehr. Das war einmal. Im zwölften Jahr ihres Bestehens verharrt das Rock-Quartett auf einem Status, den es vor Jahren bezogen hat. In absehbarer Zeit werden die überdimensionalen Rock-Melodien von Pink Floyd wohl ihre Seele aushauchen – in aller Schönheit, versteht sich.“
      Rudolf John
      (Kronenzeitung vom 28. Januar 1977)
      Martin
      [Neccropole]

      I don't need your tongue to cut me (Roger Waters)
    • Neccropole schrieb:

      Hätte das gute Tier Schokoladenpudding aus seinem Hinterteil abgelassen, ja dann wäre die Show wirklich toll.“
      Hermann Harin
      Das klingt wie die herbe Entäuschung eines schokophilen Redakteurs... :D

      Neccropole schrieb:

      Das war einmal. Im zwölften Jahr ihres Bestehens verharrt das Rock-Quartett auf einem Status, den es vor Jahren bezogen hat.
      So ähnlich habe ich zu dem Zeitpunkt auch gedacht und mich Jahre später total geärgert das ich diese Phase ausgelassen hatte!
    • Würde mein Avatar zur Verfügung stellen. Das habe ich in Oktober 2015 aufgenommen...
      "Every gun that is made, every warship launched, every rocket fired signifies, in the final sense, a theft from those who hunger and are not fed, those who are cold and are not clothed."
      Dwight David Eisenhower